Bedeutende Persönlichkeiten
Die Region von Třebíč wurde im Laufe der Geschichte Heim und Zufluchtsort für viele bedeutende Persönlichkeiten. Unter ihnen findet man Kriegshelden, Künstler und Pioniere. Ihres Vermächtnisses wird an vielen Orten gedacht. An dieser Stelle sollen nur einige von ihnen erwähnt werden...
Albín Bráf, 1851–1912, Professor für Ökonomie, Politiker, Minister für Ackerbau
Der erste tschechische Professor für Volkswirtschaft an der Karlsuniversität in Prag nach deren Teilung in die tschechische und deutsche Abteilung. Er beteiligte sich an der Gründung der Landesbank in Prag (1889) und der Tschechischen Akademie für Wissenschaften und Kunst (1890). Er war ein Anführer der Alttschechischen Partei, Mitglied des Herrenhauses und in den Jahren 1909-1911 auch Minister für Ackerbau (Landwirtschaft).
Karl Ferdinand Leopold Budischowsky, 1810–1884, Gerbermeister, ein bedeutender Unternehmer
Er gründete die Firma Carl Budischowsky und Söhne. Schrittweise errichtete er im Tal des Stařeč-Baches eine moderne Schuhfabrik. Er war der erste Pionier der Serienproduktion von Schuhen in Třebíč im Stadtteil Borovina in der 2. Hälfte des 19. Jh. Seine Firma lieferte Lederprodukte, darunter auch Schuhe, an die österreichische, später türkische, mexikanische und auch russische Armeen.
Jakub Deml, 1878–1961, katholischer Priester, Dichter, Übersetzer
Einer der bedeutendsten Autoren der tschechischen Literatur. Er hat ungefähr 115 Publikationen, teilweise auf Deutsch, geschrieben. Kurz wirkte er als Bibliothekar des Staatspräsidenten auf dem Schloss in Topoľčianky (1919-1920). Die tschechische Literatur hat er unter anderem mit dem christlichen Erlebnis der Verbundenheit von Lebenden und Toten bereichert. Das Motto seines Lebens war der Spruch der Bonvivants: "Das Leben ist mehr als ein guter Ruf."
Jan Miloslav Haněl, 1808–1883, Arzt, Patriot und Politiker
Nach dem Studium in Prag ließ er sich 1835 in Třebíč als Arzt nieder. Mit seiner Person ist Verbreitung des tschechischen Nationalbewusstseins in der Stadt verbunden. Er setzte sich ein für den Aufbau des Nationalhauses am Karlovo náměstí (Karlsplatz) für den Bürgerlichen Verein. Sein Verdienst ist es auch, dass die Verwaltung der Stadt Třebíč nach langjährigen Bemühungen von Haněl 1882 in tschechische Hände überging.
Antonín Kalina, 1902–1990, Retter gefangener Kinder aus dem Konzentrationslager Buchenwald
Während des zweiten Weltkrieges wurde er aus politischen Gründen im KZ Buchenwald gefangen gehalten, wo ihm auf unterschiedliche Weisen gelungen ist, das Leben von ungefähr 1 000 jüdischen Kindern zu retten. Für diese Tat wurde ihm 2012 in Memoriam der Titel Gerechter unter den Völkern verliehen, der für Menschen nicht-jüdischer Abstammung bestimmt ist, die zur Rettung von Juden vor dem Holocaust beigetragen haben. Im Jahr 2014 wurde er in Memoriam mit der Verdienstmedaille I. Grades ausgezeichnet.
Vladimír Josef Krajina, 1905–1993, Wissenschaftler, Pädagoge, Politiker, Teilnehmer des antinazistischen Widerstandes
Er beteiligte sich am Widerstand gegen den deutschen Nationalsozialismus. Er war eine führende Persönlichkeit des tschechischen Widerstandes und wurde von der Gestapo gefangen gehalten. Nach dem Krieg wurde er mit dem Tschechoslowakischen Kriegskreuz ausgezeichnet. Nach Februar 1948 wanderte er nach Vancouver in Kanada aus, wo er wieder Hochschullehrer wurde. Ihm wurden zahlreiche verschiedene Ehrungen und Auszeichnungen erteilt. Es wurde unter anderem eine Stiftung gegründet, die seinen Namen trägt. Im Jahr 1990 wurde an der University of British Columbia ein neuer Lehrstuhl für Forstwirtschaft und -Anbau errichtet, der den Namen Krajina trägt. Er erlebte noch den Untergang des Kommunismus und bekam den tschechoslowakischen Orden des weißen Löwen I. Grades.
Josef Kremláček, 1937–2015, akademischer Maler, Illustrator
Er wurde Illustrator Ende der 60er Jahre des 20. Jh. mit Illustrationen zu dem Roman von Daniel Defoe Robinson Crusoe. Im Laufe der Jahre illustrierte er zahlreiche tschechische und ausländische Publikationen. Er bekam mehrere Verleger- und Messenpreise. Sein unverwechselbarer persönlicher Stil von Illustrationen ist in Kunstsammlungen von Museen und Galerien in Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Portugal, Chile, Argentina, Belgien, Frankreich, Italien und Japan vertreten. 2015 wurde ihm in Memoriam die höchste Auszeichnung des Kreises Vysočina, die goldene Medaille, erteilt.
Titus Krška, 1842–1900, Begründer der tschechischen freiwilligen Feuerwehr
Er begründete im Jahr 1871 die erste tschechische freiwillige Feuerwehr mit tschechischem Oberkommando in Mähren und wurde auch der erste Hauptmann. Er war Vorstand des Tschechischen zentralen Feuerwehrvereins, Begründer und Mitglied der Feuerwehr-Versicherungsgesellschaft, Begründer des örtlichen Pensionsfonds, Vorsitzender des Invaliden-Feuerwehrfonds der Markgrafschaft Mähren und Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift Ochrana hasičská (Feuerwehrschutz).
Jan Kubiš, 1913–1942, Held des antinazistischen Widerstands
Feldwebel Jan Kubiš war Mitglied der tschechoslowakischen Auslandsarmee in Großbritannien. Er wurde zum Helden des antinazistischen Widerstandes, als er als einer der Fallschirmjäger der Anthropoid-Gruppe am 27. Mai 1942 erfolgreich das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich verübte. Er starb am 18. Juni 1942 an Verblutung nach dem Anschlag der Nazis auf das Versteck in der orthodoxen Kirche der hl. Kyrill und Method in der Resslova-Straße in Prag, wo er sich gemeinsam mit den anderen Fallschirmjägern versteckte. 2002 wurde er in Memoriam in den Oberstrang befördert.
František Mertl – genannt FRANTA, *1930, Maler, Bildhauer, Grafiker
Der weltbekannte Künstler František Mertl, bekannt unter dem Namen FRANTA, studierte an der Oberschule für Kunstdesign in Brno und dann an der Kunstakademie in Prag. 1958 emigrierte er aus der Tschechoslowakei und lebt nun in der südfranzösischen Stadt Vence. 2014 wurde im Nationalhaus am Karlovo náměstí (Karlsplatz) in Třebíč feierlich die Exposition Franta eröffnet, wo sich eine geschenkte Sammlung von fast 40 Werken aus seinem lebenslangen Schaffen befindet.
Vítězslav Nezval, 1900–1958, Dichter, Dramatiker, Publizist, Übersetzer, Drehbuchautor
Er absolvierte in Třebíč das Gymnasium und seine Beziehung zu der Stadt drückte er mit den folgenden Worten aus: „Ich habe nie das Wasser aus den Brunnen von Třebíč ausgetrunken.“ Sein Werk ist reich und umfangreich. Neben Poesie schrieb er auch Theaterstücke, Romane, theoretische Aufsätze über Literatur, Publikationen für Kinder und Drehbücher zu mehreren Filmen. Trotz der politischen Agitation in den 30er, und vor allem in den 50er Jahren, bleibt er einer der größten Dichter der modernen tschechischen Poesie.
Ladislav Novák, 1925–1999, Dichter, Künstler, Übersetzer
Als Initiator neuer technischer und kompositorischer Ordnungen vermochte er, sein Werk auch in den internationalen Ausstellungsräumen durchzusetzen.
Leopold Pokorný, 1904–1937, Interbrigadist, Held des antinazistischen Widerstandes in Spanien
Er kämpfte im spanischen Bürgerkrieg unter der Slawischen Fahne für die Unterdrückung des Faschismus. Am 5. April 1937 lenkten Leopold Pokorný und ausgewählte Freiwillige die Aufmerksamkeit der Faschisten ab und retteten die umzingelten amerikanischen und polnischen Interbrigadistenbataillons der Alliierten. Diese Heldentat bezahlten die tschechischen Freiwilligen mit dem Leben.
Jan Syrový, 1888–1970, tschechoslowakischer General, Verteidigungsminister, Regierungsvorsitzender
Er trat in die Tschechoslowakischen Legionen in Russland ein, zeichnete sich in der Schlacht bei Zborów aus und kehrte in das Heimatland als gefeierter General zurück. Nach der Rückkehr war er in der Führung der tschechoslowakischen Armee tätig, er war Verteidigungsminister und dann Regierungsvorsitzender. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde er ungerechterweise als Kollaborateur verurteilt.
Jan Cyrillus Špalek, 1566–1632, Priester der Böhmischen Brüder
Er war Senior der Böhmischen Brüdergemeinde. Am 4. November 1619 krönte er im Prager St. Veitsdom Friedrich von Pfalz zum König. Nach der Niederlage des Ständeaufstandes wurde er gezwungen nach Polen zu emigrieren. Seine Tochter Marie Dorota Špalková heiratete J. A. Comenius. Magdaléna Vizovská, die erste Frau von J. A. Comenius, stammte auch aus Třebíč.
Jan Zahradníček, 1905–1960, Dichter, Übersetzer, Essayist
Er war ein großer Dichter der geistigen auf der katholischen Weltanschauung beruhenden Werte. 1951 wurde er verhaftet und in einem vorbereiteten Prozess zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Er wurde entlassen im Rahmen der allgemeinen Amnestie 1960. Er starb an Folgen des Gefängnisaufenthaltes einige Monate nach seiner Entlassung. Das kommunistische Regime versuchte, den Namen Zahradníček aus dem Gedächtnis der Leute auszulöschen, die Bedeutung seines Werkes hat es jedoch verhindert. In Memoriam wurde ihm der Orden von T. G. Masaryk erteilt.
Matyáš Žďárský, 1856–1940, Pionier des Skisportes, Bergsteiger, Pädagoge, Maler
Gebürtig aus Kožichovice, wuchs er in Třebíč auf. Er wird als Begründer der Alpinen-Skitechnik angesehen. Er ist Autor des ersten Prototyps der modernen Skibindung und einer der ersten Lawinenspezialisten in Europa. Er war tätig in der österreichisch-ungarischen Armee als Skiinstruktor und später als Lawinenexperte. Für seine Verdienste bei der Ausbildung bekam er 1916 das Ritterkreuz des Ordens von Franz Josef und im Jahr 1931 das Goldene Abzeichen für Verdienste um Republik Österreich.